Collecting Can records
Update 2023
Can ist mit ihrer ganz einzigartigen Musik neben Kraftwerk die deutsche Band, die sowohl national als auch international bei Vinylsammlern am beliebtesten ist. Die Erstpressungen ihrer klassischen Phase von Monster Movie bis Future Days sind nach wie vor sehr begehrt und unterliegen einer dynamischen Preisentwicklung nach oben. Die in der letzten Auflage des Cosmic Price Guide (2018) angegebenen Preise sind daher sicherlich längst überholt. Wer Can authentisch im Original hören möchte, muss tief in die Tasche greifen. Die Zeit ist reif für ein Update!
Die Frühphase von Inner Space bis Monster Movie 1968 – 1969
Can entsteht im Frühjahr 1968 zuerst unter dem Namen Inner Space. Die Gründungsmitglieder sind Irmin Schmidt (Keyboards), Holger Czukay (Bass, Geräusche), Michael Karoli (Gitarre, Violine) und Jaki Liebezeit (Schlagzeug). Weitere Musiker/-innen finden sich in der Ursuppe der Band: der Saxofonist Gerd Dudek, der Flötist und Toningenieur David Johnson, der Flötist Manfred Löhne und die Sängerin Rosemarie Heinikel (Rosy Rosy).
Ende 1968 stößt der Vokalist Malcolm Mooney zur Gruppe; ein freischaffender Maler und Bildhauer aus New York, der in Paris lebt und wegen des Vietnam-Krieges nicht in die USA zurückkehren will. Auf Einladung von Irmins Frau Hildegard Schmidt kommt Malcolm nach Köln. Doch statt in Galerien abzuhängen, landet er als frei gestaltender Vokalist bei Can im Studio.
In diesen Anfangsjahren halten sich Inner Space mit Auftragsarbeiten für Film und Fernsehen über Wasser. Ende 1968 spielt die Band den Filmsoundtrack zu dem Softporno Kamasutra Vollendung der Liebe ein. Inner Space sind u. a. in der WDR-Produktion Das Millionenspiel (mit u. a. Jörg Plewa und Dieter Thomas Heck in prominenten Hauptrollen) zu hören und sogar ganz kurz im Film zu sehen. Auf Vinyl gepresst werden 1968 lediglich die beiden Singles Agilok & Blubbo (Juli 1968) und Kamasutra (November 1968). Posthum wird Material aus dieser Zeit auf den Alben Delay 1968 (rel. 1981 als Can), Agilok & Blubbo (rel. 2009 als Inner Space), dem Kamasutra Soundtrack 2-LP-Set (rel. 2009 als Irmin Schmidt) sowie der Lost Tapes 5-LP-Box (rel. 2012 als Can) nachgeliefert.
Diese Phase endet im Herbst 1969 mit der Umbenennung von Inner Space zu Can und der Veröffentlichung der ersten Can-LP Monster Movie auf dem privaten Music Factory Label, produziert von Scheisshouse Records Production. Label und Produktionsfirma gehen auf einen gewissen Karlheinz Freynik zurück, einen Protestsänger, der auf dem Hamburger Star-Club-Label Mitte der 60er-Jahre eine einsame Schallplatte veröffentlicht. Freynik kennt den Liberty-Deutschland-Chef Siggi Loch noch gut aus den Hamburger Tagen und spielt diesem anlässlich eines Besuchs in München ein Band der Monster Movie vor. Siggi Loch ist Feuer und Flamme und möchte Can umgehend für Liberty unter Vertrag nehmen. Die beiden einigen sich, doch Freynik kennt auch Abi Ofarim und dieser bietet statt Freynik am nächsten Tag die Rechte zum doppelten Preis wie vereinbart an! Am langen Ende kommt Can zu Liberty und Abi Ofarim übernimmt vorübergehend das Management der Band. Mit der Veröffentlichung des Doppelalbums Tago Mago findet dieses ungeliebte Engagement ein Ende. Hildegard Schmidt managt jetzt mit großer Hingabe die Band.
Als Vokalist ist auf Monster Movie Malcolm Mooney zu hören, der bei dem Stück „Yoo Doo Right“ einen Brief seiner amerikanischen Freundin verliest.
Die Auflage beträgt ganze 600 Exemplare und wird im Eigenvertrieb unter die Leute gebracht. Holger Czukay erzählt Jahrzehnte später in einem Interview, dass die gesamte Auflage in nur 14 Tagen verkauft worden sei. Heutzutage ist die Erstausgabe der Monster Movie das teuerste Krautrockalbum und eine der teuersten LPs weltweit mit einem Marktwert für ein makelloses Exemplar von ca. 10.000 bis 12.000 € für die Erst- und ca. 6.000 € für die Zweitpressung.
Nachdem Ende 1969 Liberty schließlich die Band unter Vertrag genommen hat, wird hastig eine neue, zweite Pressung herausgebracht. Coverbild und das grüne Music-Factory-Label bleiben erst einmal unverändert. Allerdings finden sich jetzt zusätzlich die Liberty-Bestellnummern 83342 A respektive 83342 B sowie der berühmte Made-In-Germany-Stempel in den Auslaufrillen der Schallplatte. Auf der Rückseite des Covers wird der obere Teil einfach mit einem überarbeiteten Text – jetzt mit der Liberty-Bestellnummer – und abweichendem Design überklebt.
Ein befreundeter Plattenhändler aus Oldenburg weiß noch heute von einem denkwürdigen Ereignis zu berichten, das sich Ende des Jahres 1969 zutrug. Ein Medien-Vertreter betritt mit einem Karton Schallplatten unter dem Arm die Schallplattenabteilung eines Radio- und TV-Fachgeschäfts in Oldenburg. In dem Karton befinden sich 25 fabrikfrische Exemplare der Monster Movie. Heutiger Marktwert locker 150.000 €. Der Angestellte nimmt aus Neugier 10 Exemplare, die er im Laufe der kommenden Jahre unter die Leute bringt. Glücklicherweise hat er zumindest ein Exemplar behalten, welches sich noch heute in seiner Sammlung befindet.
Die klassische Phase von Monster Movie bis Future Days 1970 – 1973
beginnt Anfang 1970 mit der Neuveröffentlichung der Monster Movie auf Liberty.
Für diese Ausgabe muss ein neues Cover her, jedoch werden weiterhin die gleichen Pressmatrizen genutzt. Daher kann glücklicherweise ohne bekannte Klangeinbußen dieses unverzichtbare klassische Album für den Bruchteil des Preises der beiden Urpressungen erworben werden. Die Drittpressung hat ein gänzlich neu gestaltetes Cover, welches eine Mischung aus Godzilla und Riesenroboter zeigt. Die Pressung hat nun das berühmte Liberty-Label. Unerheblich ob der eine oder andere Schriftzug rechts oder unter dem Mittelloch des Labels steht, diese dritte Ausgabe klingt genauso authentisch wie die beiden Urpressungen. Erst Jahre später werden neue Presswerkzeuge gefertigt, erkennbar daran, dass die SRS 001 A/B-Gravuren in den Auslaufrillen sukzessive verschwinden. Zuerst ist davon die A-Seite betroffen (vierte Pressung), später auch die B-Seite (fünfte Pressung).
Malcolm Mooney erliegt letztendlich dem Lockruf der Liebe und kehrt in der Silvesternacht 1969 zu seiner Freundin nach New York zurück. Can steht am Neujahrstag 1970 ohne Sänger da. Im Februar 1970 erscheint ein vierseitiger Artikel über Krautrock in der Bravo. Auf einem Bild der Gruppe ist Christine Lingh als Sängerin dabei. In dem Film Mein schönes kurzes Leben von Klaus Lemke aus dem Jahr 1970 sind Can und ihre Entourage in einer Kneipenszene mit anschließender Session zu sehen und zu hören. Sängerin: Christine Lingh. Offenbar soll sie Malcolm Mooney ersetzen. Dazu kommt es wohl nicht.
Im Mai 1970 übernimmt dann auf abenteuerliche Weise der Japaner Kenji „Damo“ Suzuki die frei gewordene Stelle als Vokalist bei Can. Holger Czukay und Jaki Liebezeit finden ihn in München auf der Straße, ohne ihn gesucht zu haben.
Soundtracks, eine Zusammenstellung von Aufnahmen, die Can zu verschiedenen Filmprojekten beisteuerte, wird Cans zweite Veröffentlichung auf Liberty. Darauf findet sich mit Mother Sky ein absoluter Klassiker, den kundige DJs heute noch gerne auflegen. Das nur einfach auf der Vorderseite laminierte Cover steuert die Druckerei Carl v. d. Linnepe bei. Das vollständig auf Vorder- und Rückseite laminierte Cover der zweiten Auflage druckt hingegen die Nachfolgefirma Druckhaus Maack KG. Der „electric-rock“-Aufkleber findet sich auf beiden Ausgaben auf der Vorderseite des Covers. Auf der ersten Ausgabe ist der Aufkleber oftmals eckig, auf der zweiten eher oval. Auf der dritten Ausgabe steht bereits United Artists statt Liberty im Randtext des Labels und das Cover ist auf beiden Seiten unlaminiert.
Mit der dritten Veröffentlichung Tago Mago, 1971 auf dem Liberty-Nachfolger United Artists Records (UA) erschienen, betritt Can Neuland. Es muss ein Doppelalbum her. Initiatorin ist Hildegard Schmidt, die erst die Bandmitglieder und dann die Plattenfirma von diesem kostentreibenden Projekt überzeugt. Irmin Schmidt sagt Jahre später über Tago Mago, dass auf der ersten LP das fertige Tago-Mago-Album sei, auf der zweiten LP sich dagegen das „Making Of Tago Mago“ befindet. Auch gut. Für meinen Geschmack hätte die erste LP vollends genügt, findet sich doch hier mit dem hypnotischen, fast zwanzig-minütigen Halleluwah einer ihrer stärksten Songs. Ein Song, der Can derart einzigartig macht, dass nahezu jeder, der die ersten Takte dieses Songs hört, sofort weiß: das ist Can! Die erste Auflage hat noch Liberty/UA im Randtext des Labels, die zweite Auflage nur noch United Artists Records. Die dritte Auflage ist obendrein unlaminiert.
Auf ihrem vierten Werk Ege Bamyasi findet sich 1972 mit Spoon ihr größter kommerzieller Erfolg. Spoon ist der Soundtrack zu dem Durbridge-Krimi „Das Messer“, damals ein absoluter Straßenfeger. Die Single verkauft sich allein in Deutschland mehr als 300.000 Mal und sorgt gleichzeitig für blendende Verkaufszahlen des Albums. Von nun an läuft es auch in Deutschland deutlich besser. Die Band wird auf einmal für größere Locations gut gebucht und „die Hütte“ ist fast immer voll. Einem Teil der Erstauflage liegt ein Poster mit Bildern des legendären Köln-Konzertfilms bei. Mit dieser Beilage kann sich der Preis des Albums glatt verdoppeln.
1973 erscheint Future Days. Das fünfte Can Album klingt sehr entspannt und gilt einigen Hörern als die Erfindung der Ambient-Musik. Irmin Schmidt erzählt in einem Interview, dass bei den Aufnahmesessions zu dem 20-minütigen Bel Air die Flügeltür des Aufnahmeraumes weit offen stand und der Duft und die Geräusche einer nahen Sommerwiese angenehm in den Raum strömten. Ja, das hört sich tatsächlich so an: Bienensummen, Vogelgezwitscher, alles beginnt auf einmal zu schweben. Die Erstpressung hat ein blaues bis dunkelblaues Cover mit einem erhabenen goldenen Schriftzug und dem ebenso erhabenen I Ging Symbol Nr. 50 „Ding-der Tiegel“, was so viel wie „Aufnehmen des Neuen“ oder eben „Erhaben“ bedeuten kann. Die Informationen zu diesem Album finden sich gedruckt auf der Innenhülle oder dem Album liegt ein gleichartiges Beiblatt bei, blau bedruckt auf weißer Pappe. Future Days ist ein wunderschönes Album mit wunderbar entspannter Can-Musik. Perfekt. So mag man sich die Zukunft gerne vorstellen.
Future Days ist das letzte Album, auf dem Damo Suzuki zu hören ist. Er verlässt die Gruppe im September 1973. Can mutiert (ungewollt) zu einer Instrumentalband, auch wenn sie es Mitte der Siebzigerjahre mit verschiedenen Sängern/-innen versuchen. Tim Hardin (!) versucht sich live mit der Band, die japanische Künstlerin Michiko Nakao singt mit ihnen auf Unfinished. Auch Michael Cousins, genannt Magic Michael, versucht sich als Sänger bei Can, geht sogar mit der Band im Frühjahr 1976 auf Tournee, passt aber mit seiner „Rockröhre“ nicht wirklich zum Can-Sound. Ähnliches widerfährt dem Indonesier Taiga Raj Raja Rantam, den Can im Januar in Brüssel 1976 treffen und mit dem sie live auftreten und im Studio jammen, doch auch er passt nicht.
Die späte Phase 1974 – 1979
Soon Over Babaluma ist das letzte Can Album, welches im Zweispurverfahren hergestellt wird. Die Musik katapultiert den Hörer von der Blumenwiese der Future Days in eine bizarre, interstellare Bergwelt und lädt zu einer Reise zum Jupiter und den Saturn-Monden ein. Die entspannte Ruhe der letzten LP Future Days macht einem eher fiebrigen Maschinensound Platz. Das metallisch glänzende Cover ist schwierig. Eine Ausgabe mit vollständig erhaltener Laminierung verlangt einen Aufpreis.
1974 erscheint nur in Großbritannien mit Limited Edition eine Single-LP mit Outtakes und Leftovers der Jahre 1968 bis 1974. In Deutschland erscheint schließlich zwei Jahre später die um eine zusätzliche LP zum Doppelalbum mit Material bis 1976 erweiterte Unlimited Edition.
Cans siebtes Album Landed von 1975 ist das erste, welches im Multitrackverfahren mit einer 16-Spur-Bandmaschine aufgenommen und abgemischt wird. Die neuen technischen Möglichkeiten scheinen der Can-Musik allerdings nicht so gut zu bekommen. Die Platte klingt ein wenig poppig, beliebig und austauschbar. Die Magie früherer Aufnahmen ist verschwunden. Interessant finde ich, dass auf der von Irmin Schmidt herausgegebenen aktuellen Live-Serie (Stuttgart 1975, Brighton 1975, Cuxhaven 1976) die Tracks deutlich homogener klingen als auf den Studioalben Soon Over Babaluma oder Landed. Die Stücke werden Live aus Improvisationen entwickelt, deren Ende ungewiss ist und je nach Ideen und Spielfreude der Musiker durchaus auch mal 20 Minuten und länger dauern können. Man merkt den Musikern an, dass sie sich in dieser kollektiven Improvisationsmusik einfach wohler fühlen, und den meisten Hörern gefällt es; so möchten viele Musikliebhaber Can hören. Die erste Ausgabe der Landed erscheint 1975 auf dem roten Hör-Zu-Label, die zweite 1976 auf Harvest .
1976 legen Can mit Flow Motion nach, in gleicher Besetzung wie bei der Landed, jedoch mit deutlich besserem Material. Mit „I Want More“ landet Can in Großbritannien sogar einen kleinen Hit.
Sozusagen als Frischzellenkur erweitern schließlich 1977 die beiden professionellen Musiker Rosko Gee (Bass, Gesang) und Reebop Kwaku Bah (Percussion), die von der englischen Band Traffic kommen, den Gruppensound. Holger Czukays Bass verstummt. Stattdessen steuert er Sounds, Loops und allerlei Geräusche bei. 1977 erscheint Saw Delight. Can klingen jetzt ziemlich funky. Mir in Erinnerung ist ein Auftritt im WDR-3-Fernsehen aus demselben Jahr. Can spielen Live „Dizzy Dizzy“ und „Don´t Say No“. Insbesondere bei letzterem Stück sieht man Holger Czukay in voller Aktion an den Reglern drehen, aus den Lautsprechern quellen fremdartige Radiotöne, die von einem arabischen Bazar herüberschallen, der Radiosprecher klingt, als käme er vom Jupiter und dann klingelt sogar das Telefon, Holger nimmt ab und eine Frauenstimme sagt mehrmals „Hallo“. Holger legt irritiert auf, alles swingt im Takt der Musik. Can war nie besser.
Holger Czukay steigt Mitte 1977 endgültig aus und die Band driftet Richtung Beliebigkeit ab. 1978 erscheint mit Out Of Reach ein Album, welches tatsächlich niemanden mehr zu erreichen scheint.
Ende 1978 veröffentlicht Can ihr letztes Album vor der Auflösung. Ganz offensichtlich haben sich bei Can, so nennt sich das Album, die Musiker noch einmal ordentlich zusammengerissen und liefern ein kompaktes Werk ab, aus dem das gut achtminütige „All Gates Open“ hervorsticht. 1979 löst sich Can auf.
Reunion 1986
Die einzelnen Bandmitglieder arbeiten an Soloprojekten. Doch überraschend meldet sich ihr erster Sänger Malcolm Mooney zurück, nachdem er ein Flugticket nach Deutschland in seinem Sofa fand, welches ihm die Band bereits 1979 als Einladung zum 10-jährigen Bestehen zugesandt hatte. Aufgenommen Ende 1986 erscheint mit Rite Time 1989 schließlich ein nostalgisches Spätwerk in der Urbesetzung der Monster-Movie-Zeit mit Malcolm Mooney als Sänger. Danach gehen die Musiker wieder ihrer eigenen musikalischen Wege.
Reissues auf Spoon Records ab 1980 bis heute
Auf dem Can-eigenen Spoon-Label werden ab 1980 nicht nur die Soloprojekte der einzelnen Bandmitglieder veröffentlicht, sondern peu à peu auch sämtliche Can-Alben wieder aufgelegt. Die erste Serie an Wiederveröffentlichungen kommt 1980/1981 auf Spoon Records auf den Markt. Die mir vorliegenden Aufnahmen klingen ausgezeichnet, luftig und nicht überkomprimiert. Sie lassen sich daher angenehm hören. Preislich liegen diese Ausgaben bei 20 – 100 € und sind damit eine erschwingliche Alternative zu den hochpreisigen Originalen.
2013 wird der Band mit der Can-LP-Box ein Denkmal gesetzt. Es ist eine mächtige, gut 6 kg schwere Box, die sämtliche Can-Alben plus einer Bonus-Live-LP plus verschiedener exquisiter Beilagen in einem quittegelben dicken Schuber versammelt. Die Aufnahmen wurden aufwendig überarbeitet, klingen wunderbar ausbalanciert, differenziert und dennoch ausgesprochen druckvoll. Verantwortlich für die saubere Produktion ist Irmin Schmidts Schwiegersohn Jono Podmore. Die Auflage ist auf 1500 Stück limitiert. Die Box ist im Nu ausverkauft. Heute kann dieses Artefakt nur noch auf dem Sammlermarkt für teures Geld erworben werden.
Mir liegen interessanterweise Testpressungen einzelner LPs der Box vor, hergestellt bei Pallas, Diepholz und adressiert an die WEA Deutschland vom Oktober 2010. Möglicherweise ein Hinweis darauf, dass WEA und Spoon Records damals eine Zusammenarbeit im Vertrieb prüften. Daraus wurde offenbar nichts. Die Box kommt erst 2013 über Mute, England in den Vertrieb. Nach VÖ der Can-LP-Box erscheinen die Can-Alben auch einzeln. Sie sind bis heute für einen handelsüblichen Preis von 25 – 30 € pro Stück erhältlich.
The Lost Tapes 2012
2007 wird das legendäre Can-Tonstudio in Weilerswist bei Köln vollständig abgebaut und im Rock-`n`-Pop-Museum in Gronau vollständig wieder aufgebaut. In Weilerswist lagert auch ein Schatz, ein Karton mit unsortiertem Bandmaterial, welches des Aufbewahrens für würdig empfunden wurde, jedoch bis dato keine Verwendung fand. Das Can-Bandarchiv gehört nicht zum Inventar. Jono Podmore, der Schwiegersohn und musikalische Mitstreiter Irmin Schmidts, wird mit der Sichtung des Materials beauftragt. Nach aufwendiger Restauration der Bänder durch Sonopress, Gütersloh im Frühjahr 2009 destilliert Jono Podmore aus den verbliebenen ca. 50 Stunden Musik letztendlich gut 3 Stunden faszinierender Can-Live- und Studiomusik. Das klingt einfach wunderbar, frisch, experimentell und zeitlos. Mittlerweile hat sich die 5-LP-Box zum Sammlerstück entwickelt. Für den Erwerb eines makellosen Exemplars werden ca. 250 – 300 € fällig. Die Box ist jeden Euro wert!
Can-Live-Serie seit 2021
Bislang sind drei Alben erschienen, die Can-Live-Musik aus den Jahren 1975/1976 zu Gehör bringen. Can spielen zu dieser Zeit live überwiegend Stücke ihrer Alben Soon Over Babaluma und Landed. Anders als auf den beiden vorgenannten Studio-Alben entwickeln Can die Stücke live aus der Improvisation heraus; hören, was die anderen Musiker machen, hören wie das Publikum reagiert, um daraus ihre Musik zu entwickeln, faszinierend.
Die Quellen dieser Aufnahmen sind unterschiedlich, daher schwankt auch die jeweilige Sound-Qualität. Grundsätzlich klingen die bislang veröffentlichten Aufnahmen angenehm und druckvoll, jedoch hörbar manipuliert. In den nächsten Jahren sollen weitere Live-Alben folgen. Das Can-Management lässt aktuell über Anzeigen nach „Bootleg“-Aufnahmen suchen, die als Quelle dienlich sein könnten. Wir sind gespannt, was da noch kommen wird.
Singles 1970 bis 1979
Can sind keine Künstler, deren Ziel es ist, Singles für irgendwelche Hitparaden zu produzieren. Daher sind gerade Singles ein spannendes Thema. In der Zeit ihres Bestehens erscheinen nur wenige 17-Zöller. Eher zufällig als geplant, weil beispielweise eine Filmmusik bei dem Publikum gut ankommt. So auch bei ihrem größten Hit Spoon, der Titelmusik des Durbridge-Krimis Das Messer. Der Film ist 1971 ein Straßenfeger, der Millionen Menschen vor den Fernseher lockt. Die Musik passt perfekt zum Film und gibt ihm den Hauch eines futuristischen Anstrichs mit cleverem intellektuellen Touch. Die Single verkauft sich allein in den ersten sechs Wochen ca. 300.000 Mal.
Da Can überwiegend lange Stücke produzieren, finden sich auf den Singles öfters interessante editierte Fassungen, beispielsweise Halleluwah oder Future Days, die, auf das wesentliche eingedampft, einen besonderen, eigenen Reiz entwickeln.
Mit Can-The Singles erscheint 2017 schließlich eine ausgezeichnete Compilation, die es ermöglicht, für relativ kleines Geld das Reich der Can-Singles zu erkunden.
Can hinterlässt dem Vinylsammler und -hörer eine immer noch überschaubare Anzahl an wunderbaren Ausgaben mit einzigartiger, zeitloser Musik.
Die Originalausgaben der klassischen Alben seien demjenigen Hörer empfohlen, der die Musik authentisch erleben möchte. Keine der späteren remasterten Ausgaben klingt derart entspannt und magisch, auch wenn diese technisch allerlei Zauberei zu bieten haben und wirklich so phantastisch klingen, dass dem geneigten Hörer vor Staunen „der Mund offen stehen bleiben“ kann.
Aufgrund ihrer Authentizität und Entspanntheit haben sowohl die Originalpressungen als auch die vorzüglichen Ausgaben, die Jono Podmore remastered hat, ihre Berechtigung. Am besten hat man beide Ausgaben in seiner Sammlung.
Damit habe ich gehört:
Plattenspieler: Thorens TD 350
System (MC): HANA ML
Phono-Vorverstärker: Lehmann Decade
Verstärker: Music Fidelity M3Si
Lautsprecher: Focal Aria 948
Kabelage: Silent Wire
CAN records price guide 2023 (Preise in € für tadellose Near Mint Exemplare) | |||||
Deutsche Pressungen | |||||
LP | Monster Movie | Music Factory SRS 001 | 1969 | 1st | 10000 |
LP | Monster Movie | Music Factory SRS 001/Liberty LBS 83 342 I | 1969 | 2nd | 6000 |
LP | Monster Movie | Liberty LBS 83 342 I | 1970 | 3rd | 300 |
LP | Monster Movie | Liberty LBS 83 342 I | 1973 | 4th | 100 |
LP | Monster Movie | Liberty LBS 83 342 I | 1973 | 5th | 60 |
LP | Soundtracks | Liberty LBS 83 437 I | 1970 | 1st | 250 |
LP | Soundtracks | Liberty LBS 83 437 I | 1970 | 2nd | 150 |
LP | Soundtracks | Liberty LBS 83 437 I | 1971 | 3rd | 50 |
2LP | Tago Mago | United Artists UAS 29 211/12 X | 1971 | 1st | 400 |
2LP | Tago Mago | United Artists UAS 29 211/12 X | 1973 | 2nd | 150 |
2LP | Tago Mago | United Artists UAS 29 211/12 X | 1973 | 3rd | 150 |
LP | Ege Bamyasi | United Artists UAS 29 414 I | 1972 | poster | 800 |
LP | Ege Bamyasi | United Artists UAS 29 414 I | 1972 | 400 | |
LP | Future Days | United Artists UAS 29 505 I | 1973 | insert | 400 |
LP | Future Days | United Artists UAS 29 505 I | 1973 | inner | 400 |
LP | Soon Over Babaluma | United Artists UAS 29 673 I | 1974 | 100 | |
LP | Landed (Harvest Label) | Harvest/EMI 1C 062-29600 | 1975 | 50 | |
LP | Landed (HoerZu label) | Harvest/EMI 1C 062-29600 | 1975 | 30 | |
LP | Flow Motion | Harvest/EMI 1C 062-31837 | 1976 | 40 | |
2LP | Unlimited Edition | Harvest/EMI 1C 148-29653/54 | 1976 | 120 | |
LP | Saw Delight | Harvest/EMI 1C 064-32156 | 1977 | 40 | |
LP | Out Of Reach | Harvest/EMI 1C 066-32715 | 1978 | 30 | |
LP | Can | Harvest/EMI 1C 066-45099 | 1979 | 30 | |
LP | Rite Time | Mercury/Phonogram 838 883-1 | 1989 | 15 | |
LP | Delay 1968 | SPOON 12 | 1982 | 50 | |
5LP | The Lost Tapes | SPOON 55 | 2012 | box | 250 |
3LP | Live In Stuttgart 1975 | SPOON 63 | 2021 | 40 | |
3LP | Live In Brighton 1975 | SPOON 64 | 2021 | 40 | |
LP | Live In Cuxhaven 1976 | SPOON 65 | 2022 | 25 | |
UK-Pressungen (Auswahl) | |||||
LP | Soundtracks (different sleeve) | United Artists UAS 29 283 | 1970 | 100 | |
2LP | Tago Mago (different flip-top sleeve) | United Artists UAD 60009/10 | 1971 | 200 | |
LP | Limited Edition (UK only single LP) | United Artists USP 103 | 1974 | 50 | |
Compilations (Erstpressungen) | |||||
2LP | The Classic German Rock Scene | United Artists AUS 29 772/73 X3 | 1975 | comp | 50 |
LP | Opener (UK) | Sunset SLS 50400 | 1976 | comp | 30 |
2LP | Cannibalism (UK) | United Artists UDM 105/6 | 1978 | comp | 60 |
LP | Rock In Deutschland Vol. 6 | Strand/Teldec 6.24607 | 1981 | comp | 20 |
LP | InCANdescene (UK) | Virgin OVED 3 | 1981 | comp | 15 |
17LP | Can (Vinyl Box) | Spoon 4015887000315 | 2013 | box | 500 |
3LP | The Singles | SPOON 60 | 2017 | comp | 40 |
Reissues auf Spoon Records 1980-1991 | |||||||||
LP | Monster Movie | Spoon 004 | 1980 | RI | 40 | ||||
LP | Soundtracks | Spoon 005 | 1980 | RI | 60 | ||||
2LP | Tago Mago | Spoon 006 | 1981 | RI | 100 | ||||
LP | Ege Bamyasi | Spoon 007 | 1981 | RI | 80 | ||||
LP | Future Days | Spoon 008 | 1981 | RI | 60 | ||||
LP | Soon Over Babaluma | Spoon 009 | 1981 | RI | 30 | ||||
2LP | Unlimited Edition | Spoon 023/24 | 1991 | RI | 40 | ||||
LP | Landed | Spoon 025 | 1991 | RI | 30 | ||||
LP | Flow Motion | Spoon 026 | 1991 | RI | 20 | ||||
LP | Saw Delight | Spoon 027 | 1991 | RI | 20 | ||||
LP | Can | Spoon 028 | 1991 | RI | 20 | ||||
Deutsche Singles 1969-1978 | |||||
Si | Soul Desert / She Brings The Rain | Liberty 15 340 | 1969 | 200 | |
Si | Turtles Have Short Legs / Halleluwah | Liberty 15 465 | 1971 | 120 | |
Si | Spoon / Shikako Maru Ten | United Artists 35 304 | 1971 | prom | 30 |
Si | Spoon / Shikako Maru Ten | United Artists 35 304 | 1971 | 12 | |
Si | I’m So Green / Mushroom | United Artists 35 404 | 1972 | 100 | |
Si | Vitamin C / I’m So Green | United Artists 35 472 | 1972 | 200 | |
Si | Moonshake / Future Days | United Artists 35 596 | 1973 | 25 | |
Si | Dizzy Dizzy / Splash | United Artists 35 749 | 1974 | 15 | |
Si | Hunters And Collectors / Vernal Equinox | Harvest/EMI 1C 006-31392 | 1974 | 30 | |
Si | I Want More / …And More | Harvest/EMI 1C 006-31727 | 1976 | 10 | |
Si | Silent Night / Cascade Waltz | Harvest/EMI 1C 006-31973 | 1976 | 10 | |
Si | Don’t Say No / Return | Harvest/EMI 1C 006-32155 | 1977 | 10 | |
Si | Can Can / Can Be | Harvest/EMI 1C 006-32898 | 1978 | 10 | |
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